Das Filmmuseum

Ufa und die Rolle im Nationalsozialismus
Am 2. Februar 1933, nur drei Tage nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler, fand im Ufa-Palast in Berlin die Uraufführung des Films „Morgenrot“ statt, der den U-Boot-Krieg verherrlichte. Dieser Film war die Morgengabe der Ufa zum Machtantritt des Faschismus. Unter Alfred Hugenberg, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Ufa seit 1927, entwickelte sich das Unternehmen zum größten deutschen Filmkonzern und zu einem zentralen Propagandainstrument der deutschen Hochfinanz und Schwerindustrie, das die Wiederaufrüstung und den Militarismus propagierte.
In der Zeit der Weltwirtschaftskrise, als die Arbeitslosigkeit und Unzufriedenheit wuchsen, produzierte die Ufa Filme, die die Menschen bei Laune halten sollten, wie „Es wird schon wieder besser“ und „Die drei von der Tankstelle“. Diese Filme trugen zur ideologischen Vorbereitung der faschistischen Diktatur bei. Nach 1933 versuchten die großen Filmkonzerne, sich mit den Steuergroschen der Werktätigen zu sanieren, was jedoch nicht gelang. Die Filmproduktion fiel kontinuierlich, und die Ufa musste ihre Außenstellen im Ausland schließen, da diese die Filme des faschistischen Deutschlands ablehnten.
Mit Goebbels an der Spitze des deutschen Films wurde ein harter Kurs zur „Neuordnung Europas“ verfolgt. Einige Filmkünstler versuchten, mit ihren Werken Stellung zu politischen und sozialen Fragen zu beziehen, doch diese Entwicklung wurde 1933 abrupt unterbrochen. Stattdessen folgte die Propagierung von Unmenschlichkeit und Barbarei durch die gleichgeschalteten Filmgesellschaften, die die „Großtaten“ der Nazis rühmten. Filme wie „Hitlerjunge Quex“ und „SA-Mann Brandt“ fanden beim Publikum wenig Anklang, weshalb die Ufa auf die alte Masche der „Besinnung auf nationale Werte“ zurückgriff, etwa mit Filmen wie „Preußensgloria“ und „Der große König“, die den Führerkult propagierten.
Ein weiterer Aspekt war die Schürung von Hass gegen andere Völker, wie in den Filmen „Reise nach Tilsit“ und „Heimkehr“, die den Ausrottungsfeldzug gegen Polen psychologisch vorbereiteten. Der Höhepunkt dieser Hetzfilme war „GPU“ von Karl Ritter, der als Prototyp eines faschistischen Regisseurs galt. In seinem Werk „Verräter“ wurde die Angst eines Menschen, der in die Maschinerie des Nazijustiz gerät, mit erschreckender Deutlichkeit dargestellt.
Die Ufa produzierte auch Filme, die blinden Kadavergehorsam als höchstes Mannesideal darstellten, wie „Urlaub auf Ehrenwort“ und „Menschen ohne Vaterland“. Mit „Legion Condor“ wurde die Aggression gegen das spanische Volk verherrlicht, während „Kampfgeschwader Lützow“ den Krieg der verbrannten Erde in Polen schilderte.
Ein besonders abscheulicher Propagandafilm war „Jud Süß“ von Veit Harlan, der die antisemitische Hetze der Nazis verstärkte und zur psychologischen Vorbereitung des Holocausts beitrug. Die IG Farben, die das Giftgas für die Konzentrationslager lieferte, war entscheidender Mitaktionär der Ufa. Diese Verstrickungen verdeutlichen, dass die Ufa nicht nur ein Unterhaltungsunternehmen war, sondern auch ein entscheidendes Werkzeug der nationalsozialistischen Propaganda und ein Komplize in den Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Aktuelle Ausstellung
Retrospektive Film
Die Filmindustrie zwischen 1933 und 1945 war stark mit der Verbreitung der nationalsozialistischen Ideologie verknüpft. Filme wie Jud Süß und Kampfgeschwader Lützow dienten der Propaganda, während Künstler wie Otto Wallburg und Joachim Gottschalk wegen ihrer Herkunft oder politischen Haltung verfolgt wurden. Wallburg, ein populärer Schauspieler, floh nach 1933 ins Exil und wurde 1944 ins KZ deportiert und ermordet. Gottschalk, dessen jüdische Frau verfolgt wurde, beging 1941 mit seiner Familie Selbstmord, als die Deportation drohte.
Renate Müller, eine erfolgreiche Schauspielerin, erlebte durch ihre Beziehung zu einem jüdischen Mann das grausame Klima der Nazizeit. Ihr mysteriöser Tod 1937 und das Enteignen ihres Vermögens werfen Fragen zum regimebedingten Schicksal von Künstlern auf. Im Gegensatz zu diesen verfolgten Künstlern stand Leni Riefenstahl, die mit Filmen wie Triumph des Willens und Olympia das NS-Regime verherrlichte und zu einer Schlüsselfigur der Nazi-Propaganda wurde.
Romy Schneider beschäftigte sich in ihren späten Jahren intensiv mit der Schuldfrage der Väter und Müttergeneration. Ihr letzter Film, Die Spaziergängerin von Sanssouci (1982), war von ihr selbst initiiert und widmete sich den Tragödien der Kriegszeit. Der Film erzählt die Geschichte von Max Baumstein, einem Präsidenten einer Menschenrechtsorganisation, der den paraguayischen Botschafter erschießt und in Rückblenden von seiner Misshandlung durch die SA und seiner Emigration erzählt.
Sie widmete diesen Film David und seinem Vater. Romy Schneiders Ex-Mann Harry Meyen stammte aus einer jüdischen Familie und überlebte ein Konzentrationslager.


Neue Sonderausstellung ab September

Riveaux de la Piste
"Strich durch die Rechnung" – Ein Lausitzer Filmdokument mit tragischer Geschichte

Im Rahmen der diesjährigen Museumsnacht präsentiert das Kulturschloss Lausitz Ihnen ein besonderes filmhistorisches Kleinod mit einer bewegenden Geschichte: den Film "Strich durch die Rechnung", eine Komödie aus dem Jahr 1932 mit den beliebten Schauspielern Heinz Rühmann und Otto Wallburg.
Dieser Film ist nicht nur ein unterhaltsames Zeitzeugnis der frühen 1930er Jahre, sondern birgt auch eine tragische Verbindung zur dunklen Zeit des Nationalsozialismus. Gedreht wurde "Strich durch die Rechnung" auf der historischen Förster Radrennbahn in der Lausitz, was ihn zu einem einzigartigen lokalen Filmdokument macht.
Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei der Schauspieler Otto Wallburg. Als talentierter und gefragter Künstler seiner Zeit war er jüdischer Herkunft und fiel später dem Terror des NS-Regimes zum Opfer. Otto Wallburg wurde deportiert und ist auf tragische Weise in einem Konzentrationslager ums Leben gekommen.
Die Forster Radrennbahn schrieb in den 1930er Jahren nicht nur Sportgeschichte, sondern wurde auch zur aufregenden Bühne für die Filmwelt. Im Jahr 1932 verwandelte sich die traditionsreiche Radrennbahn in ein lebendiges Filmset für die Komödie "Strich durch die Rechnung".
Was diesen Filmdreh so besonders macht, ist die hochkarätige Besetzung, die in der Lausitz zusammenkam. Mit Heinz Rühmann, einem der größten Stars des deutschen Films seiner Zeit, und dem ebenso beliebten Otto Wallburg in tragenden Rollen, erlebte Forst eine ungewöhnliche Episode mit glanzvollem Besuch. Die dynamische Atmosphäre der Radrennen und die malerische Kulisse der Lausitz boten den idealen Hintergrund für die turbulente Handlung des Films.
Die Dreharbeiten auf der Forster Radrennbahn zogen sicherlich zahlreiche Schaulustige an und machten die Region für kurze Zeit zum Zentrum der deutschen Filmindustrie. Diese Episode unterstreicht die Vielseitigkeit der Lausitz und ihrer Orte, die nicht nur für ihre industrielle Geschichte und Naturschönheiten bekannt sind, sondern auch als attraktive Drehorte dienten.Der Film kam am 25. Oktober 1932 in die deutschen Kinos. Der Drehort war eine heute noch existierende Radrennbahn im brandenburgischen Forst. Gleichzeitig mit der deutschen Fassung entstand die französische Version „Rivaux de la piste“ mit Albert Préjean in der Hauptrolle.
Die Erinnerung an diese "Starbesetzung in der Lausitz" und die Forster Radrennbahn als Filmkulisse der 30er Jahre ist ein faszinierendes Kapitel lokaler Geschichte, das die Verbindung von Sport, Kultur und Film auf einzigartige Weise dokumentiert.
Einblicke in die Entstehung von "Strich durch die Rechnung" mit seltenen Fotos und Hintergrundinformationen, zusammengestellt von Frank Henschel. Erfahren Sie mehr über die Dreharbeiten auf der Forster Radrennbahn und die damalige Filmlandschaft.
Vortrag von Frank Henschel: Tauchen Sie tiefer in die Geschichte des Films und seine Verbindung zur Lausitz ein. Frank Henschel wird in seinem aufschlussreichen Vortrag Details zum Dreh, zur Besetzung und zum zeitgeschichtlichen Kontext beleuchten.Filmvorführung im Kinosaal des Kleinen Loitzer Schlosses
Diese visuellen Zeugnisse ermöglichen einen faszinierenden Einblick in die Filmatmosphäre der damaligen Zeit und erinnern zugleich an das Schicksal derjenigen, die unter der nationalsozialistischen Verfolgung litten.
Entdecken Sie die Lausitz als frühe Filmkulisse und gedenken Sie gleichzeitig dem Schicksal von Otto Wallburg. "Strich durch die Rechnung" steht somit sinnbildlich für die kulturelle Vielfalt und die schrecklichen Verluste, die die NS-Zeit mit sich brachte.
Wir laden Sie herzlich ein, diesen besonderen Teil unserer Ausstellung zur Museumsnacht zu besuchen und sich auf eine bewegende Zeitreise zu begeben.